Jeder der mich etwas kennt, oder meinem Blog ein bisschen folgt, hat es sicher schon bemerkt.
Ich habe enorme Schwierigkeiten mich zu entscheiden. Ich möchte einfach absolut sicher sein. Und da ich mich nicht gerne festlege (außer bei meinem Mann) ist es eben gar nicht leicht sich auf etwas zu entscheiden. Ich bin lieber offen und flexibel. Obwohl ich einen vertrauten, verlässlichen Rahmen brauche um mich sicher zu fühlen. Insgesamt nicht sehr einfach mit mir. Aber ich selbst, hab es auch nicht einfach mit mir. Ich möchte gesehen werden, und ich möchte einen Wiedererkennungswert haben. Etwas was mich ein bisschen einzigartig macht. Gleichzeitig möchte ich nichts besonderes sein, mich nicht abheben, und nicht aus der Menge heraus stechen. Ich mag Menschen, aber ich kann einfach ihre Nähe meist schwer ertragen. Ich kann nur wenige, für mich besondere Menschen an mich heran lassen. Ich möchte gern etwas können, aber ich möchte mich nicht gern beweisen. Und obwohl ich dieses Jahr nichts mehr entscheiden wollte, hatte ich doch eine Erkenntnis. Erkenntnisse sind ja immer toll. Sie sind wie Wegweiser. Nur kann es eben sein, das man nach dem Wegweiser, ein Stück weiter kommt, aber bis zum Ziel weitere Wegweiser gefunden werden müssen. Und die Reise kann ja sehr lang werden. Eine weitere Schwierigkeit ist für mich, etwas das ich weiß auch zu akzeptieren. Ich kann, wenn ich etwas möchte sehr stur sein. Dadurch das ich mich so gern mitreißen lasse, komme ich nicht an das große Ziel. Sondern ich hab viele kleine Ziele. Und nach jedem Ziel liegt ein neuer Weg. Dabei würde ich gern ein großes Ziel finden, und mich danach ganz zufrieden und angekommen fühlen. Und genau das passiert eben nicht. Ich bin eben nicht zufrieden damit, das alles schön ist, sondern ich suche ständig neues. Das muss ich akzeptieren um zufrieden zu sein. Das ich irgendwie immer getrieben bin, neues zu entdecken.
Eine weitere Erkenntnis ist, das ich zwar viel wissen und können möchte, aber ich möchte nicht damit arbeiten. Naja doch, irgendwie schon. Ich gebe mein Wissen gern weiter, wenn es gefragt wird. Wenn eine Unterhaltung anderen Menschen hilft , dann freut mich das. Aber wenn ich damit arbeite, hab ich den Anspruch perfekt zu sein, ohne Fehler. Ich brauche Sicherheit. Ich muss genau wissen wer, wann, wo und was. Ansonsten macht mich das absolut unsicher und stresst mich über die Massen. Wenn ich also mit jemanden über Humanenergetik rede, gibt mir das Aufschwung. Menschen die ich mag, Reiki, Access Bars zu geben, ist für mich schon schwer. Bei fremden Menschen, fühle ich mich so unter Druck, das ich Panikattaken bekomme. Vorallem da Humanenergetik etwas sehr persönliches, und individuelles ist. Da gibt es so viele Facetten, was für den einen gut ist, ist für den andern eben nicht gut. Ein feinfühliger Mensch merkt schnell wenn ich seine Energie positiv beeinflusse. Andere merken wenig oder nichts, obwohl ich mit meiner Energie auf sie wirke. Es kann also sein das jemand denkt, ich hätte es falsch gemacht, obwohl er es nur nicht gemerkt hat, oder unsere Energie nicht passt. Das kann man nicht erzwingen. Es gibt keine sichtbaren Erfolge, nur gefühlte. Ich möchte mich also beweisen, kann es aber nur bedingt beeinflussen, das ist sehr unsicher. Und sowohl andere Menschen, als auch Unsicherheit machen mich krank. Ich habe eine Angststörung die mich körperlich krank machen kann. In diese Situation bringe ich mich natürlich nicht gern. Wenn ich mit Menschen arbeite die ich sehr mag, ist es einfacher , da die Energie passt. Aber die Angst vermeintlich zu versagen, und einen Menschen zu verlieren, der mir so wichtig ist, triggert wieder meine Angststörung. Das ist eine große, wichtige Erkenntnis. Wie ich damit umgehen sollte, oder umgehen kann, weiß ich nicht. Vielleicht werde ich es nie wissen. Es bleibt ein ewiger Kampf. Aber das Leben als hochsensible , introvertierte Person mit Sozialphobie und Angststörung ist immer ein Kampf. Zu wissen wann man kämpfen sollte, und wann man sich Frieden gönnt ist eine Frage die sich fast täglich stellt. Und da man von anderen Menschen meist den gut gemeinten Ratschlag hört, man müsse sich durch beißen, versagt man schon wieder, wenn man eben das nicht kann. Aber beiße ich mich nicht genug durch? Ich kann das Haus verlassen. Ich verabrede mich. Ich gehe zum Yoga, obwohl mich das, je nachdem wer dabei ist, große Überwindung kostet. Ich gehe einkaufen, zwischen vielen Menschen. Ich besuche Kindergarten Aktivitäten, und Schulfeste. All diese Dinge sind ein Kampf. Mein Körper wird steif, alles spannt sich an, mein Körper sendet eindeutige Gefahrensignale aus, und mein Hirn schickt fight or fly Hormone aus. Mein Körper und meine Seele fühlen sich in Gefahr, obwohl es nur ein Kindergarten Fest ist. Ich fliehe nicht. Aber sich in solchen Momenten auch nur zu bewegen braucht enorme Willensstärke. Ich kann nicht essen. Mein Körper schreit Gefahr, da nimmt er keine Nahrung zu sich. Das ist mein Leben. Es gibt immer wieder Gegebenheiten die für andere harmlos, und sogar schön sind, aber mein Körper hat Todesangst. Wie eine Allergie, wo unser Organismus auf harmlose Dinge übertrieben reagiert, und alle Abwehrmachanismen auf den Plan ruft. Wenn man das nach voll ziehen kann, und die wenigsten können es, dann weiß man, das ich immer kämpfe! Allein der Gedanke an solch eine Situation ist schrecklich. Wer jetzt ein bisschen Ahnung vom menschlichen Körper hat, weiß wie schlimm dieser ständige Stress ist. Und dann kommen eben noch die Momente dazu, in denen der Körper denkt er sei in Todesgefahr.
Das ist alles nicht gelogen. Es ist nicht übertrieben. Es ist leider meine Realität. Und es ist Alltag für meinen Mann, der mir bewundernswert beisteht, und mich wann immer er kann, vor solchen Situationen bewahrt.
Das ich inzwischen mehrere Freundschaften pflegen kann, in denen ich mich gut fühle ist ein Fortschritt. Das ich mich anderen Menschen öffnen kann ist für mich ein kleines Wunder.
Nachvollziehen kann es nur jemand, der es kennt. Und ich wünsche es niemanden. Und alle anderen, ihr meint es sicher gut, aber überlegt euch genau, ob wir urteilen können, wenn wir es nicht fühlen. Ob wir Ratschläge geben können, wenn wir nie in einer ähnlichen Situation waren. Warum sind wir immer versucht kluge Ratschläge zu geben, statt zu zu geben das wir keine Ahnung haben. Ich und viele andere wollen kein Mitleid, wir wollen keinen Sonderstatus, aber vor allem möchten wir keine Ratschläge, die wir kennen , aber nicht umsetzen können.
Wir möchten nur akzeptiert werden. Das gilt für alle Menschen. Für alle mit Krankheit, die man nicht sieht, für alle im Rollstuhl, für alle die gegen eine Krankheit kämpfen müssen, für alle die eine weibliche Seele, und einen männlichen Körper haben. Das gilt für alle, die nicht ins allgemein Bild passen. Und es gilt für alle, die einfach so vermeintlich normal sind. Wir alle wollen nur akzeptiert werden. Und kluge Ratschläge sind oft nur der nett verpackte Versuch, uns zu sagen, das wir anders sein sollen, ein bisschen normaler.
Warum sollen wir alle normal sein? Was ist normal? Wir sind alle besonders. Und das ist so toll. Hören wir auf mit Rassismus, mit Diskriminierung, mit Mobbing und all den anderen schrecklichen Dingen. Wir müssen nicht alles mögen. Nicht alles verstehen. Aber wir sollten menschlich sein. Denn jeder der sich nicht menschlich verhält, weil er andere für verkehrt befindet, ist ganz klar selbst ganz und gar verkehrt. Und ja, wir dürfen alle auch mal unseren Teil denken, auch das ist menschlich. Das muss aber nicht bedeuten das unser Gedanke für jeden richtig ist. Und vor allem dürfen wir nicht zulassen, das unsere Gedanken andere verletzen!
Gerade jetzt zu Weihnachten, spielen so viele heile Welt. Wie wäre es wenn wir unseren Umkreis tatsächlich ein bisschen heiler werden lassen, indem wir akzeptieren das auch andere Menschen Gefühle haben. Und niemand hat das Recht, Gefühle herab zu werten, oder gar ab zu sprechen.
Lasst uns zusammen anders sein. Dann kann anders, das neue normal werden.
Ich wünsche allen Menschen, allen Lebewesen ein bisschen Glück, Liebe und Frieden. Und vor allem Gesundheit!
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