ICH BIN...

Immer wieder hänge  ich an einem  Gedanken fest. Ich wälze ihn hin und her, bespreche ihn mit meinem Mann, aber ich komme nicht weiter. Mein Mann kann, glaube ich, nicht verstehen warum mich dieser Gedanke so verfolgt. Und ich kann den Gedanken nicht ruhen lassen, solange ich ihn nicht verstehe. Ich versuche also hier mal Licht ins Dunkel zu bringen.

Und zwar geht es darum, was wir auf die Frage was wir sind antworten.

Eigentlich geht es immer um einen offiziellen Status. Ich bin... Kindergartenkind, Schüler, Auszubildender ect. Später sind wir was wir beruflich machen, oder wir sind Rentner. Oder Arbeitslos, Hausfrau und Mutter. Danach wird man auch bewertet.

Ich finde es auf verschiedene Arten schade. Ein Rentner zum Beispiel, der Status Rentner sagt nur aus, das er im Ruhestand ist, aber nicht mehr , nicht was er mal war oder was ihn ausmacht. Und auch wenn es heißt, ich bin Kassiererin bei Lidl, was sagt das aus ? Eigentlich nichts. Wenn es danach geht, ganz offiziell, festzustellen womit man sein Geld verdient, ist das ja noch nachvollziehbar. 

Aber bei mir zum Beispiel, was bin ich? Ich bin gelernte Hotelfachfrau, aber das bin ich ja nicht mehr. Ich bin zuhause. Ich bin Mutter und Hausfrau. Aber irgendwie nicht freiwillig. Wie verdiene ich mein Geld? Ich bekomme Pflegegeld. Was ist mein offizieller Status? Genau genommen wäre ich in voller Erwerbsunfähigkeitsrente. Wäre ich dann Rentnerin? Aber ich bekomme die Rente ja gar nicht, da ich vorher in Elternzeit war. Ich habe die erforderliche Gesamtzeit in die Rente eingezahlt. Aber die 3 Jahre direkt vor Antrag nicht. Da war ich in Elternzeit. Also bin ich keine Rentnerin? Ich kann mir nicht helfen, ich möchte lieber durch Krankheit Rentnerin sein, als ewig Mutter und Hausfrau. Oder irgendwann nur noch Hausfrau. Das hört sich so faul an. Aber auch Rentnerin ist nicht richtig. Das fühlt sich alles so falsch an.

Auf die Frage, was bin ich, kann ich da antworten ich bin Bloggerin? Auch wenn ich kein Geld damit verdiene?  Oder ist es dann nur ein Hobby.

Kann ich sagen ich bin Humanenergetikerin? Ich habe Fortbildungen und Schulungen gemacht. Aber bin ich Humanenergetikerin? Oder nur wenn ich mich damit selbstständig mache? Muss ich ein gewisses Einkommen vorweisen, damit ich Humanenergetikerin bin, und mich auch so nennen darf? Oder bin ich eben immer noch Mutter und Hausfrau?

Ich bin 44 Jahre alt. Ich bin stolz Mutter zu sein. Aber ich bin zuhause, weil ich krank bin. Ich kann nicht, obwohl ich wirklich möchte. Ich habe Pflegegrad 2, einen Behindertengrad von 70 GB. Also Gehbehindert und Begleitperson. Und mein Schmerzmittelbedarf ist inzwischen leider bei Tramadol Retard. Also jeden Tag ein leichtes Opiat. An schlimmen Tagen, mehr. Ich möchte arbeiten, aber ich kann einfach nicht. Aber am schlimmsten finde ich , das ich nichts mehr bin. Vielleicht können es viele nicht verstehen, aber ich möchte etwas sein. Das ist mir wichtig. Aber was bin ich denn? Bin ich etwas, was keine offizielle Arbeit ist? Also bin ich Humanenergetikerin? Ja , ich denke schon. Oder ist das Hochstapelei? Zählt alles , was keine richtige Arbeit ist, als Hobby? Niemand sagt, ich bin Bäcker, weil er gern backt. Niemand sagt ich bin Makrameeknüpfer. Das sagt alles so viel mehr über das aus, was wir sind. Aber es sind Hobbys. Schade, das wir mehr darauf reduziert werden, was wir beruflich machen, als das gesehen wird was uns wirklich ausmacht. Das ist so viel wichtiger. Aber ich möchte auch offiziell etwas sein. Etwas richtiges. Nicht einfach Hausfrau und Mutter. Entweder ich muss erklären warum ich nicht berufstätig bin, oder man bildet sich, eine wahrscheinlich falsche, Meinung. Ich bin Humanenergetikerin, nur das ich nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann. Also bin ich doch Hausfrau und Mutter? Ob ich will oder nicht?

Mir ist wohl bewusst, das wichtiger ist, was uns wirklich ausmacht. Also das ich mich für Menschen, ihre Seele und ihre Psyche interessiere. Das ich gern philosophiere. Ich bin warmherzig und großzügig. Ich kann aber auch sehr stur und unversöhnlich sein. Ich blogge wahnsinnig gern, und hasse es unter Druck gesetzt zu werden. Das alles sagt so viel mehr aus. Nur das all das eben nicht unser Aushängeschild ist. All das erfährt man, wenn man mich kennenlernt. Als wenn man das was man wirklich ist, vor der Welt versteckt. Und das was eigentlich nichts aussagt, ist unser Etikett. Und auf meinem Etikett steht, geht nicht arbeiten. Mir sollte egal sein was andere denken. Ist es aber nicht. Unsere Energien interagieren mit einander. Die negative Energie von Menschen mit denen ich in Kontakt komme, färben automatisch auf meine Energie ab. Besonders wenn man oft in Kontakt kommt. Wenn ich also jeden Tag mit nur 2 Menschen in Kontakt komme, die mich, und meinen Hintergrund, nicht kennen, aber negativ urteilen weil ich nicht arbeiten gehe, färbt es ab. Vor allem weil ich zu sensibel und zartbesaitet bin, um mich wirklich ab zu schotten. Außerdem glaube ich nicht, das man sich wirklich schützen kann. Vom Kopf her kann es uns vielleicht nichts mehr anhaben. Aber unsere Seele merkt die negative Energie trotzdem. Auch wenn es uns nicht bewusst ist.

Habe ich also nicht das Recht ein tolles Etikett mein eigen nennen zu dürfen? Eines das mir gerecht wird, und auf das ich stolz bin? Man möchte doch stolz auf das sein was man macht, beruflich. Ich wäre stolz Humanenergetikerin zu sein. Weil ich das bin. Weil es mich wirklich ausmacht. Alles was die menschliche Energie betrifft, fesselt und interessiert mich. Ich möchte alles wissen. Mein neuestes Projekt ist eine Ausbildung zur Schamanin. Ich mache Online Lehrgänge . Da alles andere nicht möglich ist. Ich möchte gar nicht zwingend damit arbeiten. Oder vielleicht schon, aber die Angst es nicht zu schaffen lähmt mich. Sie lähmt mich ebenso wie die Schmerzen und die extreme Müdigkeit. Ich zeige das nicht. Ich stehe aufrecht und lächle. Die Energie die ich habe, und in die Welt schicke soll warmherzig und positiv sein. Auch wenn meine körperliche Energie mich im Stich lässt. Ich bin verdammt stolz das ich meinem Körper jeden Tag noch soviel abtrotze, das ich noch weitgehend alles im Griff habe. Noch brauche ich meinen Mann nicht so sehr, das er nicht mehr arbeiten kann. Mein Ziel ist es, solange durch zu halten, bis meine beiden jüngsten mich nicht mehr so sehr brauchen. Je älter sie werden, desto mehr Ruhe kann ich meinen Körper gönnen. Aber jetzt noch, kämpfe ich um jeden Tag. Selbst an schweren Tagen, nehme ich eine Schmerztablette mehr ein, und kämpfe weiter. Selbst wenn ich krank bin, und mit Lungenentzündung ins Bett gehöre, stehe ich auf, und kümmere mich. Das alles seht ihr nicht. Müsst ihr auch nicht. Das ist mein Kampf. Ich möchte kein Mitleid. Ich bin stolz auf mich. Denn ich gebe nicht auf. Ich bin eine Kämpferin. Alles was ich mir wünsche ist ein faires Etikett. Denn ICH BIN so verdammt viel mehr, als Mutter und Hausfrau!

Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, welches Etikett ihr mit euch herum tragt, und ob es euch gerecht wird? Wer sagt uns denn, was wir sein dürfen? Oder ob wir das sagen dürfen? Es gibt nur die Regeln die uns die Gesellschaft auferlegt, egal ob sie gut sind, oder nicht. Aber nicht alle Regeln müssen wir befolgen. Wir können auch mutig voran gehen, und die Regeln ändern. Wenn nicht wir, wer dann?

Fangen wir an, und sagen :

                                                                         ICH BIN...

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Kommentare: 1
  • #1

    Andrea (Freitag, 22 November 2024 20:41)

    Ich bin ein Mensch - sagt das nicht alles aus ?