Von Freundschaft, Angst und Mut

Jeder Mensch fühlt, aber nicht jeder fühlt gleich. Es gibt Menschen die lassen sich von ihren Gefühlen leiten, andere von ihrem Kopf. Je mehr Kopf gesteuert wir sind, desto weniger beeinflussen uns unsere Gefühle. Andersherum, je mehr Macht unsere Gefühle über uns haben, desto impulsiver handeln wir. Wenn wir also gerade mit starken Gefühlen konfrontiert werden, fällt es uns schwer rational zu handeln. Daran kann man sicher arbeiten. Aber einfach ist das nicht. Und solange unser impulsives handeln niemandem schadet, hilft es erstmal ehrlich zu sich selbst zu sein. Das habe ich lange geübt. Und es ist gar nicht so einfach, sich selbst ein zu gestehen, das man Schwachstellen hat. Natürlich wird jetzt jeder denken, natürlich hab ich Fehler, Denn das zu verleugnen wäre ja auch schon ein Fehler. Aber ganz schonungslos ehrlich seine Schwächen zu sehen, und zu akzeptieren, kann sehr schmerzhaft sein. Aber auch befreiend. Es ist wirklich erleichternd wenigstens sich selbst nichts mehr vor zu machen. Das wir uns alle in möglichst schönes Licht stellen wollen, ist ja normal. Und das wir dann ganz bescheiden tun, und Lob von uns weisen, ist keines Falls immer wahre Bescheidenheit, sondern das verschleiern von Stolz, denn dieser Stolz fürchten wir , könnte eben auch eine Charakterschwäche sein. Ich will damit nicht sagen das man nicht stolz sein darf. Und auch nicht das es keine bescheidene Menschen gibt. Aber wir alle fangen sehr früh an, uns ein Deckmäntelchen um zu legen. Dieses Mäntelchen schützt uns , gibt uns Sicherheit, bügelt er doch Schwachstellen gekonnt aus. Wie ein Charakter Make up. Dieses Mäntelchen zu dekorieren und zu perfektionieren ist uns so in Fleisch und Blut über gegangen, das wir gar nicht mehr genau wissen welche kleinen Fehler wir da beschönigt haben.

Und jeder stattet sich nach eigenem Bedürfnis aus. Der eine ist lustig, obwohl er tiefen Kummer spürt. Der andere ist laut, weil er Angst vor der eigenen Stille hat. Einige klagen an, denn Angriff ist die beste Verteidigung. 

Seit ich mich selbst reflexiere, kann ich Frieden mit mir finden. Ich trage auch mein Mäntelchen. Am liebsten eines das angepasst ist, unauffällig. Es verdeckt das ich auch gern etwas besonderes wäre, obwohl ich mir das ungern eingestehe, möchte ich doch nicht eingebildet sein. Aber vor allem soll es meine Angst verschleiern. Wer Angst hat ist schwach. Und ich habe unbändige Angst. So große Angst, das ich an manchen Tagen mit Panikattacken kämpfe. Angst die mich ans Haus fesselt. Solche Angst, das schon ein Fußgänger der am Haus vorbei geht , in meinen Sicherheitsbereich eindringt. Ich mag den Herbst, da wird alles friedlicher. Im Sommer kommen alle raus, machen Ausflüge. Niemand hält sich drinnen auf. Das bedeutet das viele Menschen, mein Sicherheitsempfinden stören. Und vor allem muss ich auch raus, damit ich nicht auffalle. Außerdem stellt eine dicke Jacke, ein kuscheliger Schal, eben auch eine Schutzschicht dar.

Andere Menschen fühlen sich für mich immer an, als wenn ich einer schlimmen Gefahr ins Auge blicke. Es gibt sehr wenige Menschen, die mir dieses Gefühl nicht geben. Wo ich nur hin und wieder Unsicherheit empfinde. Diese versuche ich dann zu klären. Dafür haben die wenigsten Menschen Verständnis. Die aller wenigsten lasse ich so nah an mich heran das sie über mich Bescheid wissen. Diejenigen, die so weit kommen, machen entweder den Fehler , mir zu sagen das ich mich ändern soll, oder sie missbrauchen mein Vertrauen in dem sie mich verbal angreifen. Deshalb ist eine Freundschaft für mich ein Wunder. Eine Freundschaft die lange hält und sich bewährt, von unschätzbarer Seltenheit für mich. Jemand der diese Hürden nimmt, dem ich wichtig genug bin, das er sich nicht abgestoßen fühlt, bekommt dafür mein absolutes Vertrauen. Meine Treue. Dieser jemand kann von mir fast alles haben. 

Wer es bis dahin geschafft hat, bekommt meine absolut aufrichtige Liebe. Ja, auch Freunde kann man lieben. Und diesen Menschen die mir so nahe stehen, schenke ich meine Liebe gern. Aber um ehrlich zu sein, es sind weniger als wenige.

Den meisten bin ich zu anstrengend. Oder in einem wenig feinfühligen Moment reißen sie alles ein, was aufgebaut wurde. Wahre Freundschaft zu finden, ist für mich langwierig, schmerzhaft und beängstigend. Ich bin nicht einfach, ganz und gar nicht. Wer es nicht schafft sollte nicht an sich zweifeln. Es liegt an mir. Irgendetwas läuft bei mir nicht normal. Aber manchmal, ist da plötzlich jemand. Jemand der es schafft, mir zu begegnen , ohne das mein empfindliches Alarmsystem  alle Tore verschließt. 

Dann hoffe ich erneut, das ich stark genug bin. Und das dieser jemand etwas in mir sieht und fühlt, für das es sich zu kämpfen lohnt. 

Es ist ein sehr langer Prozess.

 

Es gibt da Dich, du hast es fasst geschafft. Aber deine Angst und Unsicherheit beflügelt meine eigene. Es ist ein Drahtseil Akt.

 

Und es gibt Dich, ich habe es versucht, aber deine Negativität löst in mir Fluchtinstinkte aus.

 

Es gibt Dich, ich möchte eine Chance sehen, aber du hast mich verletzt. Bin ich mutig genug ?Ich mache dir keinen Vorwurf. Ich verstehe warum. Aber ich bin gerade ganz tief in meinem Schneckenhaus. Aber gucke hinaus und sehe Dich !

 

Und es gibt Dich, du erinnerst mich an den Zauberer von Oz, du lässt mein Alarmsystem nicht aufleuchten. Der Weg zu mir ist frei, wenn du bereit bist, es zu versuchen !

 

Und es gibt Dich. Du bist mein doppelter Boden. Meine Hoffnung. Mein schützender Umhang. Immer bereit mein Sicherheitssystem zu sein, wenn ich so verdammt müde und verängstigt bin, das mich alles in Angst und Schrecken versetzt! Du hast ungeheuer viel Geduld und Stärke bewiesen. Ich habe alles an Mut gebraucht, wenn du mich verletzt hast, da du den Umgang mit etwas so verletzlichem nicht kanntest. Wir haben Jahre gebraucht. Niemals wird dich jemand so lieben wie ich, denn niemanden kostete es so viel Mut und Tränen, dich in sein Herz zu lassen.

Ich liebe dich Axel! 

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