Ich bin (gern) Mutter

Ich bin Mutter von 6 (lebenden) Kindern. 2000 habe ich meinen ersten Sohn geboren, 2020 meinen 6. Sohn.

Solange ich denken kann wollte ich Mutter sein und werden. Und bis jetzt gehöre ich, zum Glück, nicht zu den Frauen die Ihre Mutterschaft bereuen. Diese Last, ein Kind zu haben und sich eingestehen zu müssen das man bereut, sich für ein Kind entschieden zu haben, stelle ich mir wahnsinnig schlimm vor.

Bereut habe ich es nicht. Es hat mich sehr lange erfüllt. Trotzdem bin ich irgendwann an einen Punkt gekommen wo mir das Mutter sein als Erfüllung meiner selbst nicht mehr ausgereicht hat. Ich habe mich, bis jetzt, 24 Jahre zurück gestellt. 24 wichtige Jahre. Jahre die mir jetzt fehlen, auf der Suche nach... ja nach was eigentlich ? Etwas was auch in mir ist, etwas das mich auch ausmacht, nach etwas das mir in den letzten Jahren immer drängender zu ruft: ich bin auch noch da ! Nutze mich, las mich raus, las mich wachsen! Es fällt mir so schwer heraus zu finden was es ist. Bzw. eigentlich weiß ich es schon. Aber es geht nicht. Mir fehlt die Zeit, das Geld, der Mut und die Energie. Mein Alltag als Mutter verschlingt meine Zeit, das Geld und auch Energie. Wie ich aber seit einiger Zeit weiß habe ich einen Mitbewohner. Er heißt PROMM und ist eine Muskelerkrankung. Und der klaut auch viel Energie! Ich bin also gefangen in Umständen die ich zum Teil selbst so sehr wollte, und die mich jetzt nicht mehr loslassen.

Wenn meine Jungs alle etwas älter wären, würde es vieles einfacher machen. Aber meine beiden jüngsten sind 6 und 4 Jahre alt. 

Der 6 jährige geht noch, der wächst aus dem wirklich aufreibenden Alter gerade raus. Aber der 4 jährige schafft mich. So sehr ich ihn liebe, meinen letzten, jüngsten. Leider denke ich oft, das ich nicht mehr kann, und nicht mehr will. Als ich beschlossen habe keine Kinder mehr zu wollen, hat er sich noch dazu gemogelt. Die ganze Schwangerschaft habe ich so viel geheult. Ich wollte das nicht mehr, fühlte mich überfordert. Und ich hatte recht, ich kann nicht mehr. Die Krankheit mischt da kräftig mit. Und der kleine Butscher ist ein wirklich sehr anstrengendes Kind. Man darf ihn nie aus den Augen lassen. Er ist so anstrengend und auffällig, das wir ihn jetzt im Kinderzentrum vorstellen sollen. 

Ich bin sehr dankbar das Axel mir viel Freiraum gibt. Er ist ja auch erst seid 6 Jahren so richtig dabei. 

Natürlich hab ich ein schlechtes Gewissen. Was bin ich für eine schlechte Mutter. Ich bin froh wenn Axel übernimmt. Ich kann und will einfach nicht mehr. Naja, ich mach ja immer noch so viel. Axel geht arbeiten , ich mach Haushalt und Kinder. Ich beneide ihn. Jetzt kommen die Sommerferien. Danach bin ich nervlich und körperlich immer am Ende. 

So oft denke ich, warum musste das letzte Kind noch sein. Er verlangt mir alles ab. Ich weiß nicht, ob es jemand verstehen kann. Es ist eine sehr zwiespältige Beziehung. Ich liebe ihn so sehr, je mehr er mir abverlangt, mich zur Weißglut treibt, desto mehr liebe ich ihn, aber desto mehr bereue ich. Nicht ihn, aber das 6. Kind. Diese emotionale Achterbahnfahrt mit ihm. Er ist ein Mama-Kind. Er frisst mich mit Haut und Haar. Er braucht ständige Aufmerksamkeit, und immerzu Körperkontakt. Oft habe ich das Gefühl er ist wie eine Kuscheldecke. Warm, weich und kuschelig. Aber plötzlich wird aus der Kuscheldecke eine Anakonda. Er wickelt sich immer fester um mich, lässt mir keinen Freiraum, keine Luft zum atmen. Eines Tages verschlingt er mich.

Also nein, ich bereue die Entscheidung Mutter zu werden nicht. Aber ich bin auch schon lange nicht mehr im Bullerbü der glückseligen Mütter !

Und ich schreibe es hier auf. Bin ehrlich. Ich weiß , es wird einige geben die entsetzt sind. Andere erkennen sich vielleicht wieder. Aber ich bin es so leid, diese Verpflichtung immer im 7. Mutterhimmel zu schweben. Manchmal wäre ich gern ein Mann. Ich könnte mich selbst verwirklichen. Hätte die Kinder nicht viele Stunden allein. Ich weiß, das ist unfair. Viele Männer sind großartige Väter, Ehemänner und Partner. Axel definitiv. Er leidet weil er gern mehr Zeit mit den Jungs hätte. Er macht sich Vorwürfe weil er mir oft nicht beistehen kann, und er trägt die Verantwortung die Familie zum Großteil zu ernähren. Und bestimmt möchte er oft lieber zuhause bleiben. Aber er muss zur Arbeit ! 

So hat jeder sein Päckchen zu tragen.

Dir Axel danke ich. Du bist großartig. Was würde ich ohne dich machen ?

Ich weiß das ich es auch ohne dich schaffen würde. Aber mit dir ist es einfacher, schöner und ergibt mehr Sinn ! Danke !!!

Und vielleicht erkennt sich eine von Euch wieder. Ihr seid nicht allein. Und wir sind nur Menschen. Vielleicht ist diese Überforderung ein Zeichen dafür, das es zu viel von allem ist, und viel zu wenig von uns selbst !

 

 

 

Für BB , meinen kleinen Butscher, für den Fall das du dies jemals liest.

Mir liegt sehr am Herzen das du weißt, egal wie anstrengend du bisher bist, ich liebe dich-mehr als ich sagen kann! Je mehr du mich forderst, desto mehr scheinst du mich zu brauchen. Und desto mehr möchte ich für dich da sein!

Vielleicht hast du eines Tages eigene Kinder, und merkst das man jemanden der einen so viel Kraft und Nerven kostet, so Bedingungslos lieben kann wie ich Dich !

(Und natürlich wie alle Deine Brüder)

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