Deine Gefühle gehen mich nichts an !

Ein Thema das mich immer wieder einholt, mich zum nachdenken bringt. Sicherlich ein sehr vielschichtiges und individuelles Thema, aber am Ende komme ich immer zu dem selben Schluss.

Ich, als hochsensibler, empathischer und feinfühliger Mensch sehe es natürlich auch von einer anderen Seite, als jemand der eher Kopf-orientiert ist. Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, zu welchem Schluss er kommt, und mit den Konsequenzen leben. Denn in diesem Fall dürfte es immer wieder zu Disputen zwischen der einen und der anderen Seite kommen. Und das muss man mit in seine Rechnung mit aufnehmen, damit man zu dem Ziel kommen kann, das man anstrebt.

Um was genau geht es hier? Man sagt etwas, man macht etwas, selbst empfindet man es ganz harmlos. Aber unser Gegenüber ist verprellt, verletzt oder reagiert mit Unverständnis. Jetzt ist die Frage wer ist hier im Recht ? Beide Seiten wahrscheinlich. Aber was wiegt mehr? Das ich mich ausdrücken kann wie ich will, oder die vielleicht verletzten Gefühle des anderen ? Ich persönlich denke die Gefühle sind gewichtiger. Wenn jemand versucht sich diplomatischer aus zu drücken, oder versucht richtig zu stellen, das er nicht verletzend sein wollte, tut das nicht weh, und unserem Gegenüber kann man vielleicht Kummer ersparen. Wenn ich lieber darauf beharre, das meine Botschaft und der Ton ok waren, und die Gefühle meines Gegenübers nicht mein Problem sind, baut man eine Mauer. Diese wird immer höher werden, bis sie nicht mehr überwindbar ist.

Ich will bestimmt nicht sagen das jeder von uns für die Empfindlichkeiten des anderen Verantwortung übernehmen muss. Aber, wenn ich meinem Gegenüber regelmäßig versuche darzulegen, das ich seinen Tonfall als laut und übergriffig empfinde, und dieser das abschmettert und signalisiert das meine Empfindlichkeiten nicht sein Problem sind, wie geht man damit um. Es steht Meinung gegen Meinung. Im einfachsten Fall haben die Parteien nicht viel mit einander zu tun. Aber in einer Freundschaft, einer Partnerschaft wird es schwieriger. Der eine Part fühlt sich ungerecht behandelt, weil man ihm verletzendes Verhalten unterstellt. Der andere Part ist verletzt. Vor allem wird der lautere Part seinen vermeintlichen Fehler vielleicht nicht sehen können, und was man nicht einsieht kann man nicht ändern. 

Vielleicht ist er auch gar nicht so laut und Übergriffig. Aber der andere empfindet es trotzdem so. Ich glaube man kann nur bedingt erwarten das der andere weniger empfindlich ist. Aber wenn er mir genug bedeutet, sollte es mir nicht egal sein, wenn er sich durch mich verletzt fühlt.

Deutlich schwieriger gestaltet sich das in einer Eltern Kind Beziehung. Unsere Kinder werden ihre Gefühle nicht offenlegen, sie werden eher in ihrem Verhalten auf uns reagieren. Ich rede gar nicht davon das man mal ungehalten und genervt reagiert,  das man mal laut wird. Wir sind auch nur Menschen. Und jeder der Kinder hat, weiß das Kinder uns wahnsinnig gern zum falschen Zeitpunkt auf dem falschen Fuß erwischen, und dann mit Freude noch darauf herumspringen, während sich von unten ein Legostein in unsere Fußsohle bohrt.

Wenn aber durch Stress, sonstige Umstände, oder einfach weil es einem nicht bewusst ist, unser Ton häufig laut und genervt ist, dann merken unsere Kinder das. Und sie werden vielleicht ebenfalls laut reagieren, oder sich sogar immer mehr von uns ab kapseln. Sie können uns nicht meiden, um nicht verletzt zu werden. Sie werden unbewusst versuchen sich zu schützen.

Jetzt kann ich natürlich darauf beharren das mein Ton nicht zu oft zu laut ist, wer möchte das schon gern zu geben. Aber unsere Kinder werden trotzdem eine Schutzbarriere um sich ziehen. Was ist also wichtiger, das ich weiter darauf beharren kann das mein Ton ok ist, oder für mein Kind, meinen Ton zu ändern ? Eines ist sicher, wenn wir es nicht schaffen unser Verhalten zu ändern, wird das ohne Zweifel unser Verhältnis zu unserem Kind ändern.

Das ist dann die Konsequenz die wir tragen müssen, auch wenn wir uns im Recht wähnen! 

Jeder Mensch und jedes Kind ist anders. Nicht jeder ist gleich empfindlich. Und auf dem Bau ist der Ton sicher rauer als bei Lidl vielleicht. 

Und wer hier im Recht ist oder nicht, was wichtiger ist oder was nicht muss sehr individuell betrachtet werden. Wenn es auf Arbeit ist, wird man vielleicht den Job wechseln, wenn das laute herrische Gebaren des Chefs auf unser empfindliches Gemüt drückt. In einer Partnerschaft wird es vielleicht zur Trennung kommen  wenn die Schmerzgrenze überschritten ist.

Aber unsere Kinder können sich nicht trennen. Sie haben uns lieb, für sie sind Eltern lange unantastbar. Trotzdem reagieren sie auf unsere Signale. Ein robuster kleiner Mensch mit dicker Haut, wird auf die laute herrische Stimme der Eltern vielleicht ebenso laut reagieren. Er wächst so auf, und findet ein lautes vielleicht eher grobes Miteinander normal. Aber Kinder mit zarten Antennen, vielleicht sogar hoch sensible Kinder können damit nicht umgehen. Sie ziehen sich zurück, werden vorsichtig im Umgang. Sie können sich nicht ändern. Sich kein dickeres Fell wachsen lassen. Und sie müssen das auch nicht. Sie stumpfen höchstens ab. Es liegt in unserer Verantwortung dementsprechend vorsichtig mit der Empfindlichen Seele um zu gehen. Da sollten wir uns für unser Kind in unserem Recht zurück stellen können, oder wir werden auch hier die Konsequenzen tragen müssen. Denn irgendwann wird jede seelische Verletzung ein Stein auf der Mauer sein. Völlig uninteressant ob wir der Meinung sind der andere soll sich nicht so anstellen, oder wir sind gar nicht sooo oft zu laut. Die Mauer baut der andere. Seine Gefühle zählen. Es bleibt also nur übrig sensibler vor zu gehen, oder die Mauer zu akzeptieren. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber die Mauer wird gebaut, egal ob wir der Meinung sind wir wären im Recht !

Ich persönlich möchte niemanden verletzen. Auch wenn mir nicht bewusst ist, das mein Ton, meine Meinung oder mein Verhalten für jemand anderes verletzend sein könnte, würde mir das sehr leid tun. Lieber agiere ich umsichtig und sensibel als andere zu verletzen.

Entscheiden müsst ihr für euch selbst. Aber das Umfeld in dem wir uns bewegen , passt sich unseren Signalen an. Wenn uns also unser Umfeld nicht gefällt, sollte ich vielleicht überlegen welche Energie ich aussende.

Ich werde empfangen was ich ausstrahle. Und dafür bin ich ganz allein verantwortlich, nicht mein Gegenüber das vermeintlich falsche Empfindungen hat.

Und das was wir aussenden ist das was wir in uns tragen. Wenn wir also häufig als laut empfunden werden, sollten wir uns überlegen warum wir nicht zur Ruhe kommen. Wenn wir verletzend sind, sollten wir uns um unsere Wunden kümmern.

Geht also in die Welt, und bringt euren Mitmenschen das entgegen was auch Ihr euch wünscht. Dann werden wir unsere Welt besser machen !

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