Es purzeln mir 1000 Gedanken im Kopf herum, und etlichen davon möchte ich mich hier widmen. Ich war die letzten Tage krank, und jetzt kommt die Energie und damit der Tatendrang zurück. Aus den vielen Ideen habe ich also die heraus gepickt, die ich heute schon mit meinem Mann diskutiert habe. Ist also naheliegend das ich den Gedanken hier noch ein wenig weiter jongliere!
Verwöhne ich mein Kind, darum geht es.
Grundsätzlich ist es natürlich, wie viele Dinge eine persönliche Ansichtssache. Das finde ich auch gut. Aber auch wenn wir nicht dogmatisieren, und offen für die Ansicht anderer sind, und die Umstände ja auch ihren Teil bei geben, dürfen wir eine Meinung haben. Solange wir bereit sind diese Meinung zu überarbeiten, wenn ein Gedankenansatz dazu kommt den wir nicht von der Hand weisen können.
Also schreibe ich hier über meine höchstpersönliche Meinung, und lasse mich gern eines besseren belehren, wenn die Argumente überzeugen!
Meine Kinder sind, ehrlicher Weise, semi verwöhnt. Ich will da gar nichts beschönigen. Aber ich habe zumindest Erklärungen dafür. Zum einen bin ich, wenn ich es so betrachte, ein Gegner früherer Erziehungsmethoden. Zum anderen konnte ich meine beiden Großen gar nicht so sehr verwöhnen, weil die Umstände es nicht zu ließen. Ich kompensiere das jetzt also etwas.
Ich versuche das jetzt mal etwas aufzutroddeln.
***Warum bin ich Gegner früherer Erziehungsmethoden?***
Da könnte ich wahrscheinlich einen Roman drüber schreiben. Ich bin einfach der Ansicht das früher, bis in die 80er Jahre etwa, die Eltern-Kind Beziehung hauptsächlich funktionieren musste, und deutlich autoritär behaftet war! Die Eltern wurden als über einem stehende Respektsperson empfunden!
Ich finde Respekt natürlich wichtig, aber das ist keine Einbahnstraße.
Was die Autorität angeht, finde ich es schwierig. Ich möchte mit meinen Kindern auf einer liebevollen, gemeinsamen Ebene stehen! Ich bin nicht ihr Chef, ich darf sie nicht nach meinem Willen formen. Ich möchte sie begleiten, und ihnen einen geschützten, sicheren Rahmen bieten um sich zu entfalten!
Jede Art der Gewalt, und es gibt deutlich mehr als nur die körperliche Gewalt, hat in einer guten Eltern-Kind Beziehung nichts verloren!
***Warum sind meine Kinder also semi verwöhnt?***
Mittlerweile, wo die äußeren Umstände sich geändert haben und es zulassen, verwöhne ich meine Kinder gerne. In Maßen! Ich gebe mir damit auch selbst etwas zurück. Denn meine Großen hätte ich gern etwas mehr verwöhnt, aber der finanzielle Rahmen ließ es nicht zu.
Aber wie und womit genau verwöhnt man das Kind ?
Da kommen wir wieder auf frühere Erziehungsansichten zurück, früher war man eben der Meinung , man verwöhnt das Kind , wen man seine Grundbedürfnisse stillt.
Hier gibt es natürlich die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf ect.
Aber es gibt auch emotionale Grundbedürfnisse.
Das wären Nähe, Konstanz, Geborgenheit, bedingungslose Liebe, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Aufmerksamkeit/Zeit!
*kurzer Einwurf*
Emotionen sieht man nicht. Sehr lange Zeit wurden Emotionen überhaupt nicht bedacht, oder ernst genommen. Ehen wurden zum Zweck, nicht aus Liebe geschlossen, Babys und Kinder wurden durch Liebe verweichlicht und verwöhnt. Psychische Krankheiten gab es nicht, es gab nur Charakterschwäche! Man musste funktionieren, und gehorchen, Gefühle haben nur auf die schiefe Bahn geführt.
***VORSICHT TRIGGERWARNUNG!!!***
Bis in die 80er Jahre wurden Frühgeborene und Säuglinge ohne Narkose operiert ! Man war der Meinung das Babys keine Gefühle haben. Es wurden also nur Muskelrelaxantien verabreicht, damit sie nicht zappeln.
Die Babys waren also bei der OP, welcher auch immer, lediglich ruhig gestellt. Sie waren bei vollem Bewusstsein, konnten sich aber nicht bewegen und nicht schreien! Bis in die 80er !!!
Soviel also dazu, welchen Stellenwert Gefühle damals hatten !
Ich sage, und das ist nicht diskutabel, man kann seine Kinder durch Liebe, und Wahrung der Grundbedürfnisse nicht verwöhnen !!! Genauso wie wir nicht das Recht haben uns über unsere Kinder zu stellen, von Ihnen , notfalls durch Gewalt, Gehorsam und Respekt einfordern, während wir "vergessen" das unsere Kinder Gefühle und die selben Menschenrechte wie wir haben !
Wenn ich Zeit für mein Kind habe, ihm zuhöre und ernst nehme erfülle ich seine Grundbedürfnisse. Wenn ich mit ihm kuschle, ihm helfe, es respektiere und nicht belächle, zeige ich Liebe und Respekt, und erfülle seine Grundbedürfnisse.
Und das alles , ab Geburt , nährt das Selbstwert und Zugehörigkeitsgefühl unserer Kinder. Die überaus wichtige Ebene für ein glückliches erfülltes Leben. Aber auch essenziell wichtig, um ein emphatischer und engagierter Mensch zu werden! Was einem nicht gegeben wurde, kann man nicht verteilen.
Wenn ich meinem Kind , aus Liebe , hin und wieder etwas kleines mitbringe, ist das vielleicht verwöhnen, Aber es wird nicht schaden. Wenn ich meinem Kind sehr viele und sehr wertvolle Geschenke mache, und nicht nein sagen möchte, dann ist es vielleicht lieb gemeint aber nicht förderlich. Die Kinder suchen und messen Liebe und Zugehörigkeit dann in materiellen Dingen.
Sie sind äußerst verstört wenn diese nicht mehr erfolgen, und wollen vor allem immer mehr. Sie sehen den Wert nicht mehr. Sie schätzen den persönlichen Wert nicht mehr, und sie fangen an sich mit anderen zu vergleichen, Sie müssen immer das beste , neueste und teuerste haben, daraus ziehen sie ihr Selbstwertgefühl. Und so sichern sie sich , wiederum "Freundschaften" durch Geschenke.
Das ist kein Fundament auf dem man aufbauen kann, sondern ein Fundament das man permanent stabilisieren muss. Das führt zum einen zu ständigem Frust und Unsicherheit beim Kind, zum anderen wird dieser Mensch nicht ohne Hintergedanken und Berechnung geben können !
Meine Kinder bekommen hin und wieder ein kleines Geschenk. Aber vor allem habe ich ihnen ein stabiles Fundament geschenkt. Sie sind wesensfest, empathisch und fürsorglich. Sie geben sich nicht auf, aber geben auch gerne ab. Sie sind nicht konsumorientiert, und berechnen nicht in jedem kleinem Geschenk den Wert! Und sie stellen den persönlichen Wert über den materiellen Wert!
Ich bin so stolz auf Euch !!!
Schenkt euren Kindern Liebe und Aufmerksamkeit. Bringt Ihnen bei, das der persönliche Wert wichtiger ist als der materielle Wert! Und hört auf euer Herz !
Wenn wir es schaffen unsere Kinder so zu erziehen, und Gefühlen ihren berechtigten Platz einräumen, dann wird vielleicht bald mehr Mitgefühl als Habgier auf der Welt herrschen !
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